Breslau – Heimat der Rheno-Palatia

wochenblatt.pl 5 godzin temu
Zdjęcie: (l.) Peter Weyrauch, Gastredner beim Festkommers, neben den Chargierten der Rheno-Palatia Breslau zu Mainz. (3. v.l.) Philipp Spitzlei, Senior der Rheno-Palatia. Alle im Alten Festsaal der Verbindung


Die Geburtsstunde der Rheno-Palatia in Breslau vor 125 Jahren

Am 14. Juni fand das 125. Stiftungsfest der Studentenverbindung Rheno-Palatia Breslau zu Mainz an ihrem Gründungsort statt. Trotz der nun weiten Entfernung zur ehemaligen Heimat trägt die Verbindung noch immer Breslau im Namen und fühlt sich mit Schlesien verbunden.

Die Gründung der Rheno-Palatia

Im Jahre 1900, zum 44. Stiftungsfest der KDStV Winfridia Breslau, Mitbegründerin des Cartellverbands katholischer Studentenverbindungen (CV), entstand eine Tochterverbindung, um der steigenden Mitgliederanzahl gerecht zu werden. Damals einigte man sich auf den Namen Rheno-Palatia Breslau und betonte so den Zusammenhalt im patriotischen Sinne zwischen dem Westen, der Rheinpfalz, und dem Osten, Schlesien.

(l.) Peter Weyrauch, Gastredner beim Festkommers, neben den Chargierten der Rheno-Palatia Breslau zu Mainz. (3. v.l.) Philipp Spitzlei, Senior der Rheno-Palatia. Alle im Alten Festsaal der Verbindung auf einer Oder-Insel.
Foto: Arminius Ezer

Die Vaterlandsliebe wirkte sich auch auf die Farben aus: So orientierte man sich an den schon von vielen Verbindungen verwendeten Reichsfarben Schwarz, Weiß, Rot und wählte die leicht blasseren Farben Grau, Weiß, Rosa. Auch der Wahlspruch der Verbindung „Virtuti corona“ „Der Tugend die Krone“ – reiht sich in diese Tradition ein.

Die Anfänge der Rheno-Palatia bis zum Ersten Weltkrieg

Seitdem war die Rheno-Palatia Breslau zu Mainz eine Verbindung des CV, die die bekannten vier Prinzipien Religio, Scientia, Amicitia und Patria (Glaube, Wissenschaft, Freundschaft und Vaterland) als Fundament bis in die heutige Zeit trägt.

In diesen 125 Jahren kam es zu vielen Veränderungen und Umbrüchen in der Welt, die auch an der Verbindung nicht spurlos vorübergingen.
Im Ersten Weltkrieg gaben 27 Bundesbrüder ihr Leben. In den Kämpfen um Oberschlesien verloren zwei weitere ihr Leben.

Weimar und der Nationalsozialismus

Nach dem Ersten Weltkrieg war es vorerst schwierig, zum alten Dasein zurückzufinden. Allerdings profitierte die Verbindung vom disziplinierten Auftreten durch Veteranen des Krieges und wurde 1927 um ein Verbindungshaus auf einer Oderinsel in Breslau bereichert. In der Weimarer Republik beherrschten vor allem Geselligkeit und Amicitia (Freundschaft) den Tenor.

„Die Freundschaft unter den Bundesbrüdern ist es, die mich und viele andere bei der Studentenverbindung hält“ – Philipp Spitzlei, Senior der Rheno-Palatia Breslau zu Mainz.

Durch den Nationalsozialismus stieg der Druck auf Studentenverbindungen, die von der Gleichschaltung betroffen waren. Viele neue politische Dogmen spalteten zeitgleich den CV. 1935 schließlich löste sich die Rheno-Palatia Breslau selbst auf. In einem vorerst letzten Festakt wurde ein „letztes Mal“ chargiert und die Fahne eingerollt. Der damalige nationalsozialistische Verbindungsführer hielt es für ein nötiges Opfer. Das Verbindungshaus wurde verkauft.

Der Zweite Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg ließen viele weitere Bundesbrüder ihr Leben. Trotz der offiziellen Auflösung kam es einige Male zu Zusammenkünften ehemaliger Mitglieder, und die Amicitia überlebte. Außerdem hoffte man auf das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft und gedachte einer Neugründung in Breslau nach der Diktatur – doch es kam anders.

Mit dem Ende des Nationalsozialismus verlor Deutschland seine Ostgebiete, worunter auch Breslau fiel. Die Heimat der Rheno-Palaten war verloren.

Die Chargierten der Rheno-Palatia Breslau zu Mainz in grau neben denen der Salia-Silesia Gleiwitz zu Oppeln in schwarz gekleidet.
Foto: Arminius Ezer

Rheno-Palatia Breslau zu Mainz

Bereits 1946 kamen katholische Studenten der neugegründeten Mainzer Universität zusammen und strebten die Gründung einer Studentenverbindung an. Unter der damaligen französischen Besatzung wurde der Prozess vorerst verhindert, bis es 1947 – auf einer als juristische Diskussionsveranstaltung getarnten Zusammenkunft – zur Gründung der Rheno-Palatia kam. Diese Verbindung stand zunächst nicht in der Tradition der Breslauer Verbindung.

1950 wurde auf dem ersten offiziellen Convent der Rheno-Palatia Mainz unter Beteiligung der ehemaligen Mitglieder der Breslauer Rheno-Palatia die Weiterführung der 1900 gegründeten Breslauer Verbindung beschlossen. Somit war die Neugründung als Rheno-Palatia Breslau zu Mainz vollendet.

In den nächsten Jahren sollte die Verbindung wachsen und sich in ihrer neuen Heimat einleben, während die Verbundenheit zu Breslau im Gedächtnis blieb.

125 Jahre Rheno-Palatia in Breslau

Gemeinsam mit der AV Salia-Silesia Gleiwitz zu Oppeln feierte die Rheno-Palatia Breslau zu Mainz im Kneipensaal des alten Verbindungshauses in Breslau. Das Haus auf einer Oderinsel mit Sicht auf die Dominseln überlebte glücklicherweise den Krieg und wurde restauriert. Der Saal gehört heute zum Hotel „Great Polonia Wrocław Tumski“ und lässt Erinnerungen an ein altes Breslau wach werden, wie es in den Redebeiträgen zum Vorschein kam.

(l.) Philipp Spitzlei, Senior der Rheno-Palatia, mit einem traditionellem altem Schläger, als Geschenk der Salia-Silesia, im Griff.(r.) Robert Piosek, Senior der AV Salia-Silesia.
Foto: Arminius Ezer

„Es ist mir eine Freude, mit euch dieses Semester hier in Breslau zu feiern – in dieser fulminanten Kneipe und geselligen Corona! Auf ein wunderschönes Semester, diese Reise in unsere Heimat, die Erinnerungen weckt und neue schafft – und auf dass sie unvergesslich sei!“ – Philipp Spitzlei, Senior der Rheno-Palatia Breslau zu Mainz.

Es wurde gesungen, angestoßen und sowohl über Breslau als auch die Geschichte der Studentenverbindung erzählt. Unter anderem sprach Dr. Thomas Krahwinkel, Philistersenior der Rheno-Palatia, über das Prinzip der Amicitia und betonte, wie wichtig die Freundschaft ist. Er erwähnte, dass dieser Zusammenhalt untereinander noch etwas zurückbleibt und wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt werden sollte.

Der in Breslau geborene (l.) Peter Weyrauch erzählte herzlich von seiner ersten Begegnung mit Breslau.
Foto: Arminius Ezer

Auch der 1943 geborene Breslauer Peter Weyrauch, Mitglied der Rheno-Palatia und Vertriebener, sprach über seine erste Begegnung mit Breslau als Gastredner: „Mich verbindet mit Breslau die Familiengeschichte. Ich bin in Breslau geboren und wir haben in der Kaiserstraße (heute Plac Grunwaldzki) gewohnt. Es hat lange gedauert, bis ich emotional zu Breslau eine Verbindung aufgenommen habe. Erst Mitte der 80er Jahre kam ich beruflich bedingt von Posen aus das erste Mal nach Breslau – und als ich über die Oder fuhr, hatte ich Tränen in den Augen. Es war so ergreifend. Ich kannte Plätze wie das Hotel Monopol, ich kannte die Breslauer Oper vom Hörensagen in der Familie. Ich war so froh, dass ich das, was über Jahrzehnte in der Familie erzählt wurde, jetzt mit eigenen Augen sehen konnte.“

AV Salia-Silesia chargiert

Die AV Salia-Silesia war zu Gast bei der Rheno-Palatia in Breslau. Somit steht die Verbundenheit zwischen Ost und West bis heute. Die AV Salia-Silesia überbrachte wertvolle Geschenke – darunter einen ehrwürdigen alten Schläger der Salia-Silesia und das Buch Deutsche Minderheit in Fakten und Zahlen.

Die Mainzer werden von der schlesischen Salia-Silesia beschenkt. Hier Philipp Spitzlei, Senior der Rheno-Palatia, mit dem Buch „Deutsche Minderheit in Fakten und Zahlen“.
Foto: Arminius Ezer

„Virtuti corona“ – „Der Tugend die Krone“

Somit ist das Band zu Breslau nie abgerissen. Die Erinnerung hält an und auch der Besuch Breslaus vom Westen ist über die letzten Jahrzehnte immer einfacher geworden. Vom ehemaligen Festsaal blickt man über die Oder hinaus zu den Dominseln und kann sich vorstellen, wie damals – vor fast 100 Jahren – die Studenten der Rheno-Palatia wohl diese alte Stadt erblickten.

Falls Sie mehr über die Rheno-Palatia Breslau zu Mainz erfahren wollen, dann klicken Sie hier: https://www.cartellverband.de/studentenverbindung/cv-verb-rheno-palatia-breslau/

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